Die erste kirchliche Nennung des Ortes Göfis ist im Rätischen Urbar 842 nachweisbar. Vermutlich hat es damals schon, als das Dorf zehentpflichtig nach Rankweil war, eine Kirche oder Kapelle gegeben.
Zumindest in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war Göfis schon eine eigene Pfarre, da in den ältesten Urbarien des Churer Domkapitels für Göfis schon der Plebanus (= Pfarrer/Leutpriester) und die Decimatores (= Zehentleute) belegt sind.
Seit Mitte des 13. Jahrhunderts hat in Göfis eine romanische Kirche bestanden. Davon zeugt die romanische Kirchenscheibe um 1250. Sie stellt den heiligen Nikolaus dar und befindet sich seit 1882 im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz.
1256 wird erstmals ein Priester namentlich genannt. Der Churer Archidiakon Eberhard III. Tumb von Neuburg wird Dekan von Göfis. Er starb am 7. März 1297. Am 28. März 1480 wird das St. Luzius-Patrozinium erstmals urkundlich genannt.
Kirchenbau St. Luzius
Am 30. April 1490 erteilten neun Kardinäle in Rom einen Ablassbrief zum Bau einer neuen Kirche in Segavis zu Ehren der Heiligen Luzius, Barbara, Christophorus, Martinus, Antonius und Ludovicus. Dieser Kirchenbau war 1503 teilweise oder zur Gänze errichtet. Am 10. September 1506 weihte der Weihbischof Stephanus Tschuggli das Gotteshaus und den Hochaltar zu Ehren des heiligen Luzius und anderer Heiligen. Die Pfarrkirche wurde im gotischen Stil durch Meister Hans Sturn, dem Erbauer des Domes in Feldkirch, errichtet. Hans Sturn stammt nach alter Überlieferung aus Göfis. Besonders der Chor mit dem bis heute erhaltenen Sternrippengewölbe zeugt von höchster Meisterschaft in Planung und Ausführung.
Renovierungen und Veränderungen
Pfarrer Johann Georg Huber (1825–1832) veranlasste eine großzügige Renovierung der gesamten Kirche. Der Kirchturm, der in Göfis allgemein als römischer Wachturm betrachtet wird, wurde um neun Meter erhöht, Kuppel und Glockenstuhl, die durch einen Sturm stark beschädigt worden waren, wurden neu hergestellt.
Johann Mayer, Pfarrer in Göfis von 1859 bis 1893, ließ die Kirche im neugotischen Stil renovieren und im Jahre 1876 anstelle der 1791 von Johann Liberat Amann aus Rankweil angeschafften Orgel eine neue von den Gebrüdern Mayer aus Feldkirch anfertigen und auf der oberen der zwei Emporen aufstellen.
1931 wurde das Gotteshaus nach den Plänen von Architekt Alfons Frick aus Dornbirn nach Norden durch den Anbau eines Querschiffes, Kinderkapelle genannt, und nach Süden durch eine große Sakristei mit darüber liegendem Raum für den Kirchenchor und die Orgel erweitert.
Große Umgestaltung
Durch die stetige Bevölkerungszunahme nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche zu klein und auch der Friedhof war hoffnungslos überbelegt. Daher entschloss man sich unter Pfarrer Eduard Schwarzmann, die alte Kirche abzureißen und am selben Platz eine neue zu errichten, die auch den liturgischen Vorstellungen des II. Vatikanischen Konzils entsprechen sollte.
Der Göfner Architekt Rudolf Greußing gewann den 1965 ausgeschriebenen Planungswettbewerb für den Umbau der Kirche und des Friedhofs unter Einbeziehung des alten Turmes und des Presbyteriums.
Im Jahr 1969 wurde der östlich der Pfarrkirche situierte terrassenförmig angelegte Friedhof eingeweiht. Die künstlerische Gestaltung der Bronzeplastiken führte der Bildhauer Albert Wider aus Widnau (Schweiz) durch. Das eindrucksvolle Friedhofskreuz und die Bronzereliefs mit Themen aus dem Alten und Neuen Testament laden zum Innehalten und Betrachten ein.
Im Jahre 2002 wurde der Friedhof nach Plänen von DI (FH) Hans-Peter Lang aus Göfis um eine Urnenwand und eine Gemeinschaftsgrabstätte erweitert.
1971 ist das Gotteshaus abgebrochen und bis 1975 neu erbaut worden. Die Einweihung erfolgte am 8. März 1975 durch Bischof Dr. Bruno Wechner. In der Unterkirche wurde Raum geschaffen für ein der modernen Seelsorge angepasstes Pfarrzentrum mit Pfarrsaal, Jugend- und Besprechungsräumen.
Im Juni 2014 wurde die anstehende Sanierung der Räumlichkeiten der Unterkirche nach langer, intensiver Planung und mit viel Engagement Pfarrer Buschauers, dem Pfarrkirchenrat und ehrenamtliche Pfarrmitgliedern in Angriff genommen. Unter der ehrenamtlichen Leitung und Planung von Baumeister Christof Matt konnte eine rasche und kosteneffiziente Sanierung umgesetzt werden. Moderne Räume und ein heller Saal mit toller Infrastruktur wurden geschaffen und stehen für viele pfarrliche Aktivitäten und Begegnungen zur Verfügung.
Am 13. November 2014 wurde der Pfarrsaal, zum 70. Todestag von Dr. Carl Lampert, von Bischof Dr. Benno Elbs eingeweiht. Er wird in Erinnerung an den Provikar nun Carl-Lampert-Saal genannt.
Erscheinungsbild der Pfarrkirche
Die Pfarrkirche zum heiligen Luzius stellt sich nun in Höhe und Breite als dreifach gestaffelten Baukomplex dar. Der Turm im Westen erhebt sich zweigeschossig über den Gesamtkomplex. Das Untergeschoss und das etwas schmälere Obergeschoss mit den Rundbogenschallöffnungen sind mit schmalen Eckpilastern eingebunden.
Über einem profilierten Gesims erhebt sich eine niedere Kuppelhaube (1826). „Es entstand eine Halle, die einen weiten, platzartigen Charakter hat und die vom rückwärts gelegenen Eingangsbereich vor dem bestehenden Chor hin stufenförmig in die Höhe wächst“, beschreibt Architekt Rudolf Greußing sein Werk.
Künstlerische Innengestaltung
Der gotische Chor im Osten ist mit vier Spitzbogenfenstern mit Maßwerk gegliedert. Sie tragen Glasmalereien des Schweizer Bildhauers Albert Wider, hergestellt im Jahre 1974 in der Glasmalerei Loire in Chartres (Frankreich)
Die Motive sind:
Die wunderbare Brotvermehrung – Zwei Fische und fünf Brote sind erkennbar, eingebettet in das Rot und Blau der untersten Farbskala.
Der Weinstock – Dieses wunderbare Zeichen der Verbindung des Einzelnen mit Christus ist die Mitte und das Zentrum der Fensterkomposition.
Das geschlachtete Lamm – Das Lamm, das die Sünden der Welt hinwegnimmt, ist der Geheimen Offenbarung des Johannes entnommen.
Der heilige Luzius – Das Bildnis des heiligen Luzius als Kirchenpatron bildet das Zentrum. Es erinnert an die Christianisierung Rätiens und an die Verehrung dieses Heiligen. Die drei Wappenschilder verweisen auf sein missionarisches Wirken in Chur, Göfis und Augsburg.
Das Innere des Gotteshauses zeigt sich als weiter Versammlungsraum mit der zentralen Stellung des Altarbereiches. Weitere Aktionsbereiche sind Ambo, Taufbecken und Taufstein, Orgel mit erhöhtem Podest für den Kirchenchor und zwei Seitenkapellen.
Der Tabernakel aus Bronze im gotischen Chor ist eine Arbeit von Albert Wider (1975). Werke von Erasmus Kern (1630/31) sind das Kruzifix an der Altarwand und in der rechten Seitenkapelle die drei frühbarocken Statuen der Heiligen Magnus, Rochus und Sebastian.
Werke aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sind die Statuen der heiligen Maria mit Kind an der Chorbogenwand und ein kleines Standkruzifix. Beim Eingang zur Sakristei hängt das barocke Gemälde der Geißelung Christi (17. Jahrhundert). Der alte Taufstein (1631) mit den vier Evangelisten-Symbolen und der Kopfdarstellungen von Christus und Maria ist im rechten Seitengang platziert. Gegenüber dem Kircheneingang befinden sich die Holzreliefs des Kreuzweges; es sind Grödner Arbeiten um 1880.
In der rechten Seitenkapelle erinnert eine Gedenkstätte an Msgr. Dr. Carl Lampert. Er wirkte als Provikar an der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch und wurde am 13. November 1944 vom NS-Regime in Halle an der Saale enthauptet und am 13. November 2011 in der Stadtpfarrkirche Dornbirn St. Martin seliggesprochen. Seither sprechen wir von der Pfarrkirche zum heiligen Luzius uns seligen Carl Lampert. Am 10. November 1986 wurde die von den Firmen Pflüger und Mayer aus Feldkirch erbaute zweimanualige Provikar-Lampert-Gedächtnis-Orgel von DDr. Bischof Wechner eingeweiht.
In der Nische der linken Seitenkapelle wurden im Jahre 2000 zwei vom akademischen Bildhauer Walter Kölbl, Hard/Wien, angefertigte Steintafeln mit den Namen der Pfarrer in Göfis beziehungsweise der aus Göfis gebürtigen Priester angebracht. Weitere Werke Kölbls in der Pfarrkirche sind das Evangeliar (1994), die Abdeckung des Taufbeckens (1997), die Gedenktafel Dr. Carl Lampert in Hinterglas-Technik (1999) und die Tafeln zur Kirchengeschichte der Pfarre und Pfarrkirche St. Luzius (2004).
Verfasst im Frühjahr 2007 und ergänzt im Herbst 2017 von Karl Lampert, Hofen
Quellennachweis: